Fasent /Fastnacht /Karneval 2021 fällt aus. Keine Veranstaltungen, keine Ansammlungen, keine privaten Feiern, Ausgangssperre.
Aber Fasent ist in erster Linie ein Zeitraum im Jahr, den man nicht einfach absagen kann. Für viele ist die Fasent wie Weihnachten oder Ostern ein fester Bestandteil.
Wie gehen Zünfte, Verantwortliche und eingefleischte Narren mit der aktuellen Situation um? Was haben sie sich überlegt und wie kann trotz Corona doch ein bisschen närrische Stimmung aufkommen? Wir haben mit Daniel Herp (Vorstand Ortenberger Narrenblatt) und Tobias Erdrich (Spättlemeister) gesprochen:

1. Fasent 2021 – alles anders. Welche Möglichkeiten habt Ihr die 5. Jahreszeit trotzdem zu zelebrieren?

Daniel: Die Fasent ist für mich ein fester Bestandteil des Jahreszyklus. Das gehört einfach dazu. Das es dieses Jahr ausfallen muss, bringt das Narrenherz schon etwas zum Weinen. Dennoch, was die Zünfte hier im Dorf oder in den umliegenden Gemeinden trotz alledem auf die Beine stellen ist beeindruckend.
Wir bringen die 5. Jahreszeit, wie jedes Jahr und das schon seit 48 Jahren, in Form eines Narrenblatts in die Häuser nach Ortenberg. Das kommt immer gut an, und die Menschen können es kaum erwarten das Narrenblatt mit witzigen Anekdoten und Geschichten des letzten Jahres in den Händen zu halten. Auch die Bilder der vergangenen Fasent sind beliebte Seiten, viele Suchen und Finden sich dann auch auf dem ein oder anderen Bild wieder.

Tobias: Da kann ich Daniel nur zustimmen, Fasent kann man nicht einfach absagen, nur weil man sich nicht in größeren Gruppen treffen darf. Deshalb haben wir als Zunft natürlich auch das Ziel, allen die Fasent ein bisschen näher zu bringen, auch wenn keine Veranstaltungen und Umzüge stattfinden. Vieles wird sich natürlich digital und online abspielen, wir wollen aber auch analog präsent sein, z.B. den Kindern im Kindergarten und der Grundschule ein Fasentspaket der beiden Zünfte und des Narrenblatts zusammenstellen oder am Rosenmontag statt des traditionellen Dingeli-Essen einen Lieferservice im Häs anbieten.
Heißt wer sich bei der ortsansässigen Metzgerei Krone eine Dingeli-Supp bestellt, bekommt diese von den Narren nach Hause geliefert.

2. Habt Ihr Online-Aktionen geplant?

Daniel: Da dieses Jahr alles anders ist, mussten wir uns auch überlegen, wie wir durch die Einschränkungen die Fasent dennoch etwas für die Ortenberger Bevölkerung erlebbar machen. Seit nun 3 Wochen läuft die Aktion „Daheimfasent“. Alle Ortenberger sind aufgerufen, ihren Garten, Hof oder Wohnung fasentlich zu dekorieren und dies dann mit einem Foto festzuhalten. Das Narrenblatt sammelt dann die Bilder die Eingesendet wurden, und veröffentlich diese im nächsten Narrenblatt 2022. Als kleiner Anreiz, gibt es auch was zu gewinnen. Aber auch die Spättle haben sich eine tolle Aktion am Rosenmontag mit dem Dingeli-Essen überlegt.

Tobias: Das Dingeli-Essen lebt natürlich auch von den kreativen Vorträgen, den Büttenreden. Hier kann ja jeder, der Lust hat, in die Bütt steigen und närrisch lustig dem Publikum etwas vortragen. Da das dieses Jahr nicht möglich ist, haben wir gebeten uns die Vorträge vorab per Video zukommen zu lassen und wir werden sie dann auf Instagram veröffentlichen.

3. Ist es in der Historie der Fasent das erste Mal, dass sie ausfällt?

Daniel: Von Erzählungen weiß ich, dass 1991 die Fasent ausgefallen ist. Ich glaube es hatte etwas mit dem Golfkrieg zu tun.

Tobias: Ja, wobei die Vorzeichen damals andere waren. Man wollte nicht fröhlich feiern, während in einem anderen Land ein Krieg mit vielen Toten herrschte. Die Fasent wurde aber erst etwas später abgesagt, sodass immerhin noch einige Umzüge und Veranstaltungen stattfanden.
In diesem Jahr war recht früh klar, dass es keine Fasent nach bekanntem Schema geben kann. Das sie jetzt durch die Maßnahmen so stark eingeschränkt ist, ist natürlich schade, aber nachvollziehbar. Immerhin zeigt sich in den Sozialen Medien, dass viele mit Profilbildern und Statusfotos die Fasent vermissen oder zu Hause feiern, auch wenn sie selbst nicht in einer Zunft sind. Das zeigt, dass diese Jahreszeit und die Stimmung doch sehr vielen Leuten fehlen.

4. Glaubt Ihr, dass es je wieder so eine Fasent (gerade im Hinblick auf Straßen-Fasent) geben wird, wie wir sie vor Corona gekannt haben?

Daniel: Ich glaube es wird schwierig auch nächstes Jahr 2022 die Fasent so wir sie bisher gefeiert haben wieder zu zelebrieren. Das fängt vermutlich schon mit den Hygieneauflagen und Abstandsregeln an. Wie soll das in einer Wirtschaft oder in einem Festzelt umgesetzt werden? Die Straßenumzüge werden, so glaube ich, ähnlich wie bisher ablaufen. Jedoch mit etwas mehr Abstand zueinander.

Tobias: Davon ist tatsächlich auszugehen, was für die Veranstalter natürlich eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Neben all den bisherigen Auflagen, kommt da für die nächsten Jahre sicherlich nochmal was hinzu. Grundsätzlich freuen sich aber sicher alle, wenn wieder etwas mehr Geselligkeit möglich ist, von daher wollen wir uns davon nicht unterkriegen lassen.

Vielen Dank Euch beiden!