Mittlerweile liegt ein Jahr Corona hinter uns. Und wir sind immer noch mittendrin. Trotzdem dürfen unsere Kinder seit Kurzem wieder teilweise in die Schule und in den Kindergarten. Das lässt uns Eltern ein kleines bisschen aufatmen. Wir wollten wissen, wie das letzte Jahr in der Kinderbetreuung ablief und haben uns in einem Kindergarten in der
Ortenau umgehört.

Sabine, wir sind hier in einem eher kleinen Kindergarten mit etwas mehr als 20 Kindern. Wie lange bist du schon Erzieherin und was sind deine Highlights deines beruflichen Alltags?

Ich bin seit neun Jahren Erzieherin und seit 4,5 Jahren Einrichtungsleitung hier. Meine Highlights sind die strahlenden Kinderaugen, das tolle Lachen der Kinder und die meist ehrlichen Worte der Kinder. Bei „Ich mag dich!“ oder „Du bist meine Lieblingserzieherin!“ geht einem schon das Herz auf.

Das Virus hat alles durcheinandergebracht. Hast du im „Lockdown-Jahr“ immer gearbeitet oder warst du auch zu Hause? Hattet ihr in eurer Einrichtung durchgängig eine Notbetreuung?

Ich blicke mit gemischten Gefühlen auf das Lockdown-Jahr zurück. Zum Teil habe ich echt Blackouts. Gerade die Zeiten, in denen der Kindergarten geschlossen war und alles neu strukturiert werden musste. Viele Videokonferenzen, E-Mails, WhatsApp-Nachrichten und Anrufe liegen hinter mir und ich bin froh, dass wir aktuell normal arbeiten dürfen. Anfangs hatten wir keine Notgruppe, dann wurde eine eingerichtet. Danach kam der Normalbetrieb zurück, anschließend wurde der Kindergarten ganz geschlossen. Darauf folgte wieder eine Notgruppe und jetzt der „Normalbetrieb unter Pandemiebedingungen“. In diesem Normalbetrieb unter Pandemiebedingungen hängen wir aktuell fest. Wir mussten uns als Team jedes Mal wieder umstellen und neu finden. Das war sehr anstrengend.

Man liest viel darüber, dass durch den Lockdown die „Kinderseelen leiden“. Wir als Eltern haben natürlich auch so unsere Erfahrungen damit? Wie erlebst du das im Kindergarten?

Ich finde, dass die Kinderseelen schon gelitten haben. Keine oder kaum soziale Kontakte sind gerade im Kindergartenalter fatal. Die Gruppe muss sich hier immer wieder neu sortieren und Freundschaften müssen gepflegt werden. Das war lange Zeit nicht möglich und das merkt man. Die Kinder sind chaotisch, zum Teil sehr müde und erschöpft. Sie müssen sich erst wieder an den Alltag gewöhnen. Aber was sage ich so gerne: „Alles braucht seine Zeit und alles wird gut!“

Hast du selbst Kinder? Wie hast du den Spagat zwischen Arbeit, Lockdown und Homeschooling hinbekommen?

Ja, ich habe einen zehnjährigen Sohn, der aktuell die fünfte Klasse besucht. Der Spagat zwischen Homeschooling, Arbeit und Lockdown war, beziehungsweise ist immer noch sehr anstrengend. Als Leitung hatte ich die Möglichkeit, ins Home-Office auszuweichen und die angehäufte Büro-Ablage abzuarbeiten. Mein Sohn hatte nebenher viele Videokonferenzen und benötigte meist meine Unterstützung bei den Hausaufgaben. Meist habe ich meine Aufgaben zur Seite gepackt und sie erst am Nachmittag nach den Schulaufgaben erledigt. Einmal pro Woche war ich im Kindergarten vor Ort und mein Mann war zu Hause, um unseren Sohn zu versorgen. In diesen Tagen habe ich gemerkt, wie wichtig die Beziehung zwischen den Kindern und der Erzieherin ist. Einige Kinder hatten großen Trennungsschmerz beim Verabschieden von den Eltern, da ich als Erzieherin fremd geworden bin. Als es von der Regierung hieß, die Kindergärten werden geöffnet, fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich und auch meine Familie, aber auch das Team mussten sich erneut neu organisieren und neu strukturieren. Mittlerweile hat sich alles wieder eingependelt, jeder hat seine Aufgaben zurück und das Leben im Kindergarten ist wieder bunt und fröhlich. Darüber bin ich wirklich froh und dankbar.

Inwieweit hat sich deine tägliche Arbeit durch Corona verändert? Müsst ihr im Kindergarten Maske tragen? Wir erleben die Kinder das bzw. wie gehen sie damit um?

Da wir eine kleine Einrichtung sind, hat sich unsere Arbeit nicht allzu sehr verändert. Wir haben die Einschränkung, dass wir vor Ort kein Frühstück zubereiten dürfen. Die Kinder bringen Vesper und Trinken von zu Hause mit. Wir tragen während Elterngesprächen, der Bring- und Abholzeit und bei geschäftlichen Treffen eine Maske. Im Alltag mit den Kindern tragen wir bei engen Kontakten ebenfalls Masken, zum Beispiel beim Wickeln. Das Team hat wöchentlich die Möglichkeit sich im Kindergarten testen zu lassen. Dafür hat die Gemeinde eine mobile Testung von der Apotheke veranlasst. Das entlastet uns zusätzlich. Die Kinder waren zu Anfang natürlich irritiert, als wir Masken tragen mussten. Mittlerweile ist es aber völlig normal geworden. Einige Kinder haben selbst Masken dabei. Meistens ist es der Loopschal oder etwas ähnliches. Wir sprechen sehr viel mit den Kindern darüber und stehen bei Fragen auch immer zur Verfügung.

Zum Schluss möchte ich mich bei den Eltern bedanken. Diese mussten viel leisten und durchmachen. Ich bin froh, dass wir wieder geöffnet haben. Bleiben Sie gesund und halten Sie durch!

Vielen lieben Dank für deine Zeit und die Einblicke in eure aktuelle Arbeitssituation.

Foto: Markus Spiske/unsplash