Frau Dr. Schmücking, sie sind u.a. Zahnärztin für Kinder. Wo ist denn da der Unterschied zu Erwachsenenzahnheilkunde? Ist das eine zusätzliche Fachrichtung? Wieso sollte ich mit meinem Kind zu einem Kinderzahnarzt gehen? Was kann der besser als ein „normaler“ Zahnarzt?
Mir hat das Arbeiten mit Kindern schon immer Spaß gemacht und hatte während des Zahnmedizinstudiums bereits überlegt, ob ich meinen Behandlungsschwerpunkt/ -spektrum nur auf die Kinderzahnheilkunde legen will. Allerdings habe ich für mich festgestellt, dass es natürlich auch in der Erwachsenzahnmedizin viele Bereiche gibt, die mir persönlich genauso viel Spaß machen und ich diese auch nicht missen wollte. Ich habe mich dementsprechend fortgebildet und im Bereich Kinderzahnheilkunde und Endodontie (Wurzelkanalbehandlung) mein Curriculum gemacht. Die Kinderzahnmedizin ist ein extremst anspruchsvoller Bereich der Zahnheilkunde, da die Kleinen doch sehr individuell sind und ich mich auch auf jeden einzelnen dementsprechend auch individuell einstellen muss. Man braucht dafür viel Geduld, Ruhe, Zeit, eine angenehme Atmosphäre und ein perfekt eingespieltes Team. Ohne meine einfühlsamen Helferinnen wäre ich aufgeschmissen. Für mich ist in dem Moment, wenn der kleine Patient auf dem Stuhl sitzt/liegt der „Star“ der Behandlung. Ich bin in dem Augenblick nur für ihn da und für keinen anderen, er steht im Mittelpunkt der Behandlung. Eine Kinderbehandlung kann auch nur auf Augenhöhe funktionieren. Ich versuche viel zu erklären und zu zeigen, damit erst gar keine Ängste entstehen. Mir ist vor allem wichtig, ein Kind nie zu belügen, weil das merken sie sich und dann habe ich als Zahnärztin verloren, vor allem das Vertrauen. Ob ich alles besser kann, weiß ich nicht, ich gebe aber mein bestes.
Ab wann sollte ich mit meinem Kind das erste Mal bei einem Kinderzahnarzt vorstellig werden?
Ich empfehle ganz gerne mit 1 – 1,5 Jahren. Hier geht es auch nicht darum, dass in dem Alter irgendeine Art von Behandlung durchgeführt werden soll, sondern eher um die Routine und das Kennenlernen. Ich erwarte auch in dem Alter in der Regel nicht, dass man mir beim 1. Besuch die Zähne zeigt, sondern dass man auch einfach Sachen mit den Eltern bespricht. Wenn man mir die Zähne zeigt, bin ich natürlich umso glücklicher, es gibt da auch so ein paar Tricks, die zwar leider nicht immer funktionieren aber oft.
Putzt man schon den ersten Zahn?
Ja, auf jeden Fall. Auch da mind. 2x täglich. Es gibt dafür spezielle Zahnbürsten ab dem 1. Zahn, die besonders weich sind.
Ist Kinderzahncreme sinnvoll (abgesehen von der Schärfe)? Oder geht es eher um’s Putzen an sich?
Kinderzahncreme ist auf jeden Fall sinnvoll. Auf den Kinderzahnpasten steht auch für welches Alter diese Creme geeignet ist und so sollte man diese auch anwenden. Egal ob in Kinder-, Jugend- oder Erwachsenenzahnpasten alle haben bestimmte Inhaltsstoffe, die die Reinigungswirkung unterstützen.
Was ist besser: eine elektrische Zahnbürste oder eine normale?
Ich bin für beides offen. Wichtig ist in beiden Fällen die richtige Handhabung.
Gibt es etwas, was Sie immer und immer wieder erklären müssen und hier unserer Community endlich mal in breiter Masse sagen können?
Da gibt es einiges:
z.B.: Zähne putzen mind. 2x/Tag ist wichtig, auch bei Milchzähnen ist die Zahnzwischenraumreinigung wichtig, mit Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen
z.B. ein Loch, es sind doch „nur“ die Milchzähne, das ist nicht so schlimm -> doch es ist schlimm, wenn Milchzähne ein Loch haben, es kann mal passieren, darf aber nicht zur Regel werden. Auch Milchzähne haben eine Funktion.
z.B. den Kindern bereits vor der Behandlung eine Überraschung versprechen, wenn sie gut mitmachen.
Der Klassiker: gibt es Kinder, die den Mund nicht aufmachen?
Ja, gibt es. Nun ist es abhängig davon, wie alt das Kind ist. Bei einem 1,5 jährigen sehe ich das noch alles sehr entspannt, weil je nachdem in welcher Phase sich das Kind gerade befindet, kann dies beim nächsten Mal schon wieder problemlos funktionieren. Bei einem 12 jährigen muss man der Ursache auf den Grund gehen und im Bedarfsfall auch einen Psychologen mit ins Boot nehmen.
Ist man strenger, wenn man vom Fach ist, in Bezug auf Naschis? Sprich: sehen Sie eine Tüte Gummibären oder eine Tüte Karies.
Ich bin zwar keine Mama, aber ich bin Tante. Man kann einem Kind nicht alles verbieten. Sie werden in der Kita, Oma & Opa, Kindergeburtstagen etc. mit Süßigkeiten konfrontiert. Man darf gerne mal Naschen, es sollte idealerweise nicht über den ganzen Tag verteilt sein. Dann lieber einmal richtig und dann fertig. Natürlich spielt die Ernährung eine große Rolle.
Danke für den Artikel! Es ist gut zu wissen, dass man mit Kindern bereits in dem Alter von 1 – 1,5 Jahren zum Kinderzahnarzt sollte. Ich bin da mit meiner Tochter wohl leider überfällig. Mal schauen, ich hoffe, sie wird das trotzdem gut angehen.
Mein Bruder ist für seinen Sohn auf der Suche nach einem kompetenten Kinderzahnarzt. Dabei ist es gut zu wissen, warum regelmäßige Besuche des Kinderzahnarztes sinnvoll sind. Ich hoffe, dass er eine passende Praxis finden wird.
Meine Tochter überlegt, Zahnmedizin zu studieren und sich später auf Angstpatienten zu spezialisieren. Ich hoffe, dass sie sich diesen Traum verwirklichen kann!
Wir suchen gerade einen Zahnarzt für meinen Sohn. Gut zu wissen, dass der Zahnarztbesuch schon mit einem Jahr empfohlen wird. Ich hoffe, wir finden einen guten Kinderzahnarzt.