Bente Weiler ist 39 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Mädchen (Indiana, 6 Jahre und Soleil, 3 Jahre). Ihren Mann, den Italiener Mauro, der auch Tänzer war und heute als Therapeut arbeitet, hat sie in Detroit, USA, während eines gemeinsamen Jobs für Volkswagen kennengelernt.
Bente kommt ursprünglich aus Offenburg, hat durch ihren Beruf zwischenzeitlich in Spanien und später gemeinsam mit ihrem Mann Italien gelebt.
Während der Corona-Krise in 2022 ist Bente dann mit ihrer Familie zurück in ihre Heimat gezogen, wo sie weiterhin ihren Traum vom Tanzen lebt.
Seit wann bist du Profi-Tänzerin?
Wenn mich jemand fragt, ab wann wusstest Du, dass Du Profi-Tänzerin werden möchtest, dann sage ich: das wusste ich schon immer. Vom allerersten Moment da ich denken konnte, wollte ich Tänzerin werden.
Wie bist du zum Tanzen gekommen?
Meine ältere Schwester hat mich zum Tanzen gebracht. Sie war schon im Ballett und ich wollte unbedingt auch dort hin.
Ich war 3 Jahren alt, als ich mit Tanzen angefangen habe. Damals mit Ballett in der Ballettschule bei Ina Cordes in Offenburg. Hier unterrichte ich übrigens heute selbst.
Mit der Zeit habe ich dort Ballett, Modern und Jazz gemacht, war jeden Tag stundenlang dort, wollte eigentlich immer nur tanzen – mehr als alles andere.
Mit 15 sollte ich nach London auf eine Musicalschule. Das hat nicht geklappt, weil ich kurz vor Abreise einen schweren Skiunfall hatte. Im Nachhinein war das mein Glück. Denn so habe ich mein Abitur gemacht. Nach dem Abitur habe ich an einem Casting in Stuttgart für einen Talent-Wettbewerb teilgenommen, den ich gewonnen habe.
Ich wurde dann gefragt, ob ich auch singen könnte. So bin ich nach Frankfurt zu einem Produzenten gekommen, der mich für eine Girl-Group namens Totally Spies mit einem Plattenvertrag bei EMI engagiert hat. Wir hatten einen Plattenvertrag und waren mit Westlife auf Tour. Während dieser Zeit habe ich den sehr bekannten Choreographen Marvin A. Smith kennengelernt, der u.a. mit Janet Jackson und Michael Jackson gearbeitet hat.
Es war eine spannenden aber sehr anstrengende Zeit. Mit 19 musste ich operiert werden und habe mich danach aus dem Musikgeschäft zurückgezogen.
Nach meinem Ausstieg aus der Girl Group bin ich nach Spanien, wo ich dann in mehreren Dance Companies tätig war.
Das Schöne ist, dass man beim Tanzen man nie auslernt. Tanzen als Kunst ändert sich ständig. Man kommt regelmäßig an den Punkt, wo man wieder was Neues erfinden muss. Alles entwickelt sich weiter. Man muss ständig an und mit seinem Körper arbeiten, fit bleiben, neuen Stile trainieren und übernehmen.
Heute sage ich immer zu meinen Schüler:innen: Tanzen ist keine Berufswahl, es ist eine Lebensphilosophie.
Musstest du viel trainieren und auf viel verzichten?
Ich war in einer Company für Cirque du Soleil tätig. Dort haben wir uns zum Beispiel für eine Show ein ganzes Jahr vorbereitet. Mein Tagesablauf war: Training von 9-12 , dann Mittagspause, danach bis 16 Uhr noch mal Training und abends die Shows.
Natürlich hat man in dieser Branche keine regelten Arbeitszeiten. Und Tänzer:in ist kein geschützter Beruf.
Auf viel verzichten, würde ich nicht sagen, musste ich nicht. Verzichten hört sich auch so negativ an.
Ich würde eher sagen, ich habe viel gewonnen, viel gelernt, viel gesehen und viel erleben dürfen. Tanzen war und ist mein Leben.
Ja, ich war viel unterwegs, konnte bei vielen Familienfeiern oder Geburtstagen, auch von Freunden, nicht dabei sein. Und reich wird man als Tänzer:in sicherlich auch nicht.
Also war mein eigentlicher „Verzicht“ eher im Bereich Konsum und private Kontakte.
Und alles was ich zu der Zeit verdient habe, habe ich direkt wieder ins Tanzen gesteckt.
Was waren deine größten Erfolge?
Ich würde sagen, dass jede Company für die ich arbeiten durfte ein Erfolg war. Ich habe viel erleben dürfen und mich entwickelt.
Bei Cirque du Soleil habe ich Tuchakrobatik und Vertical Acrobatic lernen dürfen.
Ich habe in Musicals wie „We Will Rock You“ und „Cruce de Vias“ an der Gran Via Madrid, aber auch bei verschiedenen internationalen Aufführungen wie „Dreams“, „One after another“ u.v.a. mitgewirkt.
Und ich durfte in „The Creation“ als Solistin die Eva im Berliner Dom tanzen.
In Berlin war ich auch Mitglied der Dance Company „Flying Steps“. Ich habe getanzt und unterrichtet und hatte sogar Nikeata Thompson in meinem Unterricht.
Außerdem bin ich bei X Factor, MTV Music Awards, The Voice, Wetten dass…! aufgetreten.
Und 2014 stand ich gemeinsam mit meinem Mann, der auch Tänzer ist, im Finale von „Got to Dance“.
Als Tänzerin war ich für Stars wie Sharika, Katie Perry, Olly Murs…und einige mehr auf der Bühne.
Ich habe Video-Spots für Sony, Seat, Movistar, Katie Melua gedreht und für Marken wie Nike, Adidas, Porsche, Volkswagen, Camp David, Breitling, Puma, Reebok, Sony, Mercedes Benz und RedBull gearbeitet.
Ich konnte immer vom Tanzen leben und das ist auch ein wundervoller Erfolg!
Wie war das als du deine Kinder bekommen hast?
Ich kann mich noch ganz genauer erinnern, mein Mann und ich hätten eigentlich eine Tour mit Red Bull gehabt und ich bin schwanger geworden.
Es war unser Wunsch Kinder zu bekommen und auch wenn das natürlich in meinem Beruf immer etwas schwieriger ist, habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden. Ich war 33 Jahre und der Zeitpunkt war perfekt.
Bis zum 7 Monat habe ich dann tatsächlich auch noch gearbeitet. Wir waren für Dreharbeiten in Ägypten.
Bei unserer zweiten Tochter habe ich dann sogar bis 3 Tage vor der Geburt gearbeitet und xx Tage danach gings wieder weiter. Zu diesem Zeitpunkt habe ich dann aber als Choreographin gearbeitet.
Ich habe zwar immer gesagt, dass ich nie Choreographin werden, aber durch die Geburt meiner Kinder habe ich dann immer mehr im Bereich Choreo und Unterricht gemacht. Ich war eigentlich eine Vollblut-Tänzerin.
Aber durch einige große Projekt u.a. für Mercedes bei der IAA kam die Leidenschaft für diesen Bereich. Tatsächlich ist nicht jede:r Tänzer:in ein:e gute:r Choreogarah:in.
Bei mir hat es geklappt, dennoch tanze ich nach wie vor. Ich habe das große Glück, dass ich noch körperlich fit und gesund bin und immer noch fast alles machen.
Tanzen deine Kinder auch?
Natürlich tanzen meine Kinder auch. Beide haben bis zu ihrer Geburt in meinem Bauch mitgetanzt.
Sie waren immer dabei, wenn ich an Workshops teilgenommen habe oder im Unterricht war. Sie kennen nichts anderes und sind im Umfeld dieser Kunst aufgewachsen.
Indiana, die ältere von den beiden, kommt eher so nach mir und hat auch mit Ballett angefangen, wo hingegen Soleil eher nach ihrem Papa kommt. Sie macht eher Akrobatik und Breakdance.
Was machst du heute?
Ich hatte in Italien meine eigenen Company mit 15 Tänzer:innen. Wir haben Shows, Event (u.a. für Moncler), Musicals und Videoclips gemacht.
Mit Corona haben mein Mann und ich entschieden nach Deutschland zu gehen, weil die Situation in Italien anfangs sehr schwierig war.
Hier in Deutschland habe ich dann angefangen bei Ina Cordes zu unterrichten und darüber hinaus bin ich als Ausbilderin für junge Tänzer:innen an der Dance Emotions Acadamy in Freiburg tätig. Außerdem gebe ich regelmäßig Workshops.
Zusätzlich unterstütze ich meinen Mann, der als Therapeut arbeitet und seine eigene Praxis „Mauro Peruzzi“ aufgemacht hat.
Er ist aber auch weiter für Red Bull – jetzt als Therapeut – tätigt und bereitet u.a. die Athleten in der Disziplin Breakedance, die 2024 erstmals olympisch wird, gesundheitlich und therapeutisch auf die Olympiade vor.
Für die Zukunft würde ich gerne in der Praxis meines Mannes einen Tanz- u. Trainingsraum eröffnen und dort als Personal Trainer spezielle Trainings-Konzepte anbieten.
Das Training soll nicht direkt tänzerisch sein, aber darauf aufgebaut einen “Tänzerkörper” zu erhalten, ,d.h. eine lange bewegliche und dynamische Tiefenmuskulatur.
Es wird Kurse wie „Stretch und Strength“ geben ,“Fusion barre“ ( Ballettstange mit Fitness- und Tanzübungen) und „Fit for dance“ (bestehend aus Squats, Bauchmuskeln, Arme,..etc.) ein Ganzkörpertraining.
Dieses Personaltraining ist für alle konzipiert und zusätzlich werden Tanzkurse angeboten.
Vielen Dank, liebe Bente, für diesen wundervoll Einblick in das Leben einer Tänzerin!
Fotos: Anelia Janeva, Hendrik Kappe und privat